Im Oktober 2017 wurden erstmals Fälle massiver Security-Gewalt gegen Geflüchtete in der AEO Bamberg bekannt. Die AEO in Bamberg ist mittlerweile ein Ankerzentrum und war das Modell für die Ausgestaltung der Ankerzentren in Bayern.
Nach Recherchen des BR von 2019 gründete sich dort ein Sonderteam welches Geflüchtete gezielt provozierte, beleidigte und angriff. Auch gab es eine Chat-Gruppe der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes Fair Guards mit dem Namen „Sons of Odin“ in der Geflüchtete rassistisch beleidigt wurden.
Die betreffenden Mitarbeiter wurden entlassen, aber die Sicherheitsfirma Fair Guards und der damals zuständige Sicherheitschef sind noch immer im Ankerzentrum tätig. Nach weiteren Recherchen des BR ist auch ein weiterer Mitarbeiter aus dem alten „Sonderteam“ wieder in einem neu aufgebauten „Sonderteam“ im Ankerzentrum tätig.
Vorfall 05.09.2017
Am 05.09.2017 kam es zu einem Vorfall in der Kantine der AEO Bamberg. Securities griffen einen senegalesischen Asylsuchenden an und schlugen auf ihn ein, als zwei weitere senegalische Asylsuchende (D. und K.) hinzukamen und verlangten die Polizei zu rufen, griffen die Securities auch die beiden anderen Männer an. Sie berichteten, dass sie mit Pfefferspray und Tritten attackiert wurden. Als die Polizei eintraf wurden die Geflüchteten festgenommen und erhielten einige Monate später jeweils einen Strafbefehl in Höhe von 1.200€ wegen gefährlicher Körperverletzung.
Am 27.03.2018 fand der Prozess gegen die beiden senegalesischen Geflüchteten vor dem Amtsgericht Bamberg statt, der Prozess wurde aber gleich am ersten Tag ausgesetzt. Nach Recherchen von Aino Korvensyrjä wurde D. im April 2018 nach Italien abgeschoben und auch K. hat mittlerweile aus Angst vor weiteren Repressionen Deutschland verlassen. Die Prozesse wurden aus diesem Grund eingestellt. Der Anwalt von K. Benjamin Düsberg wirft den Securities vor gezielt Geflüchtete zu provozieren um gewalttätige Einsätze zu erreichen.
Vorfall 27.09.2017
Am 27.09.2017 ereignete sich ein weiterer Vorfall in der Kantine der AEO Bamberg. Zwei Senegalesen wollten Brot mit aus der Kantine auf ihr Zimmer nehmen, was lt. Hausordnung untersagt ist. Ein Mann wurde von den Securities am T-Shirt festgehalten und zurückgezogen daraufhin kam es zu einem Gerangel mit dem Security-Mann. Dann stürmten insgesamt 20 weitere Sicherheitsleute herbei und attackierten die beiden Senegalesen mit Pfefferspray. Sie schlugen sie zu Boden, traten ihnen gegen den Kopf und schleiften einen der beiden mit dem Gesicht über einen Schotterweg. Zwei Mitarbeiter der Security-Firma schilderten den Vorfall vom 27.09.17 in einer Email an einen Vorgesetzen und zeigten diesen und andere Vorfälle am 20.10.2017 bei der Polizei an. Nach der Anzeige wurden auch die Chat-Protokolle der WhatsApp Gruppe „Sons of Odin“ sichergestellt, darin sprachen die Mitglieder von dem Vorfall und beleidigten die Geflüchteten rassistisch. Die Verfahren gegen die Securities wurden am 10.08.2018 eingestellt, weil keine Verletzungen bei den beiden Senegalesen nachgewiesen wurden. Allerdings wurden beide auch erst mehrere Wochen nach den Vorfällen als Zeugen befragt und Verletzungen konnten so nicht mehr nachgewiesen werden.