Bewohner*innen des ANKER-Zentrum Geldersheim protestieren gegen Quarantäne in Endlosschleife und gesundheitsgefährdende Lagerunterbringung
Am Montag, den 18. Mai demonstrierten Bewohner*innen des Anker-Zentrums Geldersheim gegen die verhängte Quarantäne. Diese dauert bereits seit Ende März an, da die Maßnahmen immer wieder verlängert werden, bis es 14 Tage lang keine Neuinfektion gibt. Ein Ende der Quarantäne zeichnet sich bislang nicht ab, da sich immer wieder Menschen neu infizieren. Die Regierung von Unterfranken nimmt eine „Durchseuchung“ der knapp 600 personenstarken Unterkunft sehenden Auges in Kauf. Gesundheitliche Risiken wie auch die psychosoziale Ausnahmesituation für die Bewohner*innen, werden dabei ignoriert.
Nachdem am Samstag, den 16. Mai erneut eine Person positiv auf das Coronavirus getestet wurde, versammelten sich am Montagvormittag zunächst ca. 60 Bewohner*innen zu einer friedlichen Spontan-Demonstration im Innenhof des Anker-Lagers. Eine Sitzblockade wurde von der Polizei aufgelöst.
Ab 15 Uhr kam es zu erneuten Protesten: Nachdem Bewohner*innen absichtlich die Essensausgabe blockierten, rief der Sicherheitsdienst Streifen der Schweinfurter Polizei und der Operativen Ergänzungsdienste Schweinfurt. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Protestierenden und den Polizeibeamten. Letztendlich wurden Pfefferspray und Schlagstöcke gegen die Bewohner*innen eingesetzt. Weitere Kräfte der Bereitschaftspolizei Nürnberg wurden hinzugezogen, sowie zwei Polizei-Hubschrauber zur Beobachtung der Lage aus der Luft, so ein Bericht des BR.
16 Protestierende wurden in Gewahrsam genommen. Auf Anordnung des Jour-Richters verbleiben die Männer bis zum nächsten Morgen in Unterbindungsgewahrsam. Mittels Sichtung verschiedener Videoaufzeichnungen werden Ermittlungsverfahren gegen mehrere Personen eingeleitet, unter anderem wegen Nötigung und gefährlicher Körperverletzung. Die Polizei blieb die Nacht über vor Ort.
Nicht abbrechende Infektionsketten in Sammelunterkünften und ein immens erhöhtes Infektionsrisiko sind die Folgen der beengten Unterbringungsform: Kleine Zimmer, in denen mehrere alleinstehende Personen untergebracht werden, sowie gemeinsam genutzte Sanitäranlagen und Essensbereiche. Dies macht es den Bewohner*innen unmöglich sich an die Hygienevorschriften und Abstandsregeln zu halten, wie auch eine Studie der Universität Bielefeld und weiteren Wissenschaftlern belegt.
Um keine inländischen Corona-Hotspots zu generieren, „müssten die zuständigen Behörden dringend eine Unterbringung umsetzten, die mit den Corona-Schutzmaßnahmen konform ist“, so Studienleitrer Kayvan Bozorgmehr, Professor für Public Health an der Universität Bielefeld. Konkret hieße das: die Unterbringung in Einzelzimmer oder eine dezentrale Unterbringung für alle Bewohner*innen aus Sammelunterkünften.
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